Erstellt am August 2025
Gefangen zwischen Schmerz, Kontrolle und Einsamkeit
Abhängigkeit. So oft wird sie mit Schwäche verwechselt. Doch Abhängigkeit ist keine Schwäche. Es ist eine Krankheit der Psyche.
Abhängig zu sein bedeutet, den Kontakt zu sich selbst zu verlieren: zu seiner Freiheit, zu der Kraft, eigene Entscheidungen zu treffen. Das Schwerste daran ist die Einsamkeit. Der Abhängige bleibt allein, allein mit seinem Gegner und zugleich mit dem, was ihm wie Rettung erscheint. In dieser Einsamkeit wächst der Schmerz, das Leiden wird größer, und daraus entsteht nur noch stärker der Drang, alles zu betäuben.
Irgendwann erkennt der Abhängige: Niemand, nichts kann ihm helfen … außer er selbst. Und genau das erzeugt Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit, das Gefühl, es gäbe kein Entkommen. Eine Welle der Verzweiflung und Leere überrollt ihn. Und das ist das Schmerzlichste, zu erkennen, dass zwischen dem, der man sein will, und dem, der man jetzt ist, ein tiefer Abgrund liegt.
Der Abhängige erkennt das nicht immer, doch wenn er könnte, würde er sagen: „In mir tobt ein ständiger Kampf. Ich will frei sein, so sehr, dass es fast weh tut. Aber ich lande wieder in dieser Dunkelheit, weil sie vertraut ist. Zu vertraut. Die Abhängigkeit scheint Trost zu spenden: Sie nimmt mir meinen Schmerz und schenkt mir für kurze Zeit das Gefühl von Kontrolle. Doch danach raubt sie mir noch mehr. Und wenn jemand sagt: "Reiß dich doch einfach zusammen", trifft das mitten ins Herz. Denn ich weiß einfach nicht, wie ich aus dieser Dunkelheit herauskommen soll …“
Die Wahrheit ist jedoch: Der Ausweg beginnt dort, wo der Mensch Verantwortung für sich selbst übernimmt. Dort, wo er sich fragt: „Welches Leben will ich führen?“
Wenn er die Antwort findet, die wirklich für ihn zählt, erwacht Kraft in ihm. Die Kraft, die ihm ermöglicht, Freiheit zu wählen, statt Abhängigkeit.
Der Mensch beginnt zu verstehen: Frei zu sein ist eine Entscheidung. Es gibt keine Zauberpille gegen Abhängigkeit. Es gibt nur Entscheidungen: zu trinken oder nicht, zu rauchen oder nicht, einem Impuls nachzugeben oder innezuhalten. Und dann kommt die Erkenntnis: Es ist er selbst, der diese Wahl trifft.
Und ab diesem Moment beginnt der Weg. Der Weg der Ehrlichkeit zu sich selbst. Der Weg ins Leben.