Erstellt am August 2025
Stärke sieht anderes aus
Vielleicht erinnerst du dich gar nicht mehr genau, wann dir zum ersten Mal jemand sagte: „Du bist ein Junge. Du bist ein Mann. Du musst stark sein.“ Es klang wie ein Lob. Aber tief drin war es der Beginn eines unausgesprochenen Versprechens, das dich für den Rest deines Lebens begleiten sollte. Ab da wurde etwas auf deine Schultern gelegt: Verantwortung. Erwartungen. Still und schwer. Und oft passt all das gar nicht zu dem, wer du wirklich bist. Du lernst, sie zu tragen, mit erhobenem Kopf, auch wenn du innerlich längst erschöpft bist und dir einfach nur eine Pause wünschst. „Männer weinen nicht.“ Dieser Satz schwebt überall. Laut oder leise, direkt oder versteckt. Und du beginnst vielleicht, ihn zu glauben. Also hältst du die Tränen zurück, schluckst den Schmerz runter, bis er sich wie ein Kloß in deiner Brust anfühlt. Doch was ist mit der leisen Stimme in dir? Mit dem Jungen, der noch da ist und manchmal einfach nur gesehen werden will? Die Gesellschaft verlangt Stärke, Kontrolle, Durchhalten, Funktionieren. Aber bist du nicht auch einfach Mensch? Mit Gefühlen, Zweifeln, Sehnsucht, Traurigkeit? Diese Erwartungen sind oft zu viel. Sie passen nicht zu deiner Geschichte. Nicht zu dem, was du fühlst, was dich bewegt, was dich müde macht. Manchmal fühlt es sich an, als würdest du ein Leben leben, das nicht deins ist. Eines, in dem kein Platz ist für dich, wirklich dich. Wenn dir alles zu viel wird, dann ist das keine Schwäche. Sondern Menschsein. Wahre Stärke bedeutet, dich selbst zu spüren. Deinen Schmerz ernst zu nehmen. Und dir Hilfe zu erlauben. Es ist mutig, zu sagen: „Es tut weh.“ „Ich brauche Unterstützung.“ „Ich bin müde.“ Du bist nicht allein.